Keplers Eklipsen-Instrument


Johannes Keplers Eklipsen-Instrument und sein Beitrag zur Optik   

Anjuschka Prenzel*

Kepler – ein philosophischer  Mathematiker, der die Optik ins rechte Licht rückt

Wer sich mit Kepler befassen möchte, kommt so schnell nicht mehr von ihm los. Erstens hat er viele Bände gefüllt und zweitens nimmt er durch seine präzise und feinfühlige Denkweise den Leser sofort gefangen, das Gesagte zu überdenken. Für uns heutige ist alles klar, wenn wir etwas nicht wissen haben wir Bücher und Internet und bekommen fast alles erklärt. Doch hinterfragen wir es so tiefgründig wie Kepler? Er schrieb leidenschaftlich gerne Briefe. Und wenn er keinen Adressaten hatte, richtete er sie an einen Unbekannten, damit er loswerden konnte, was nicht in eine andere Abhandlung passte. Das Schöne daran ist, dass wir dadurch viel über sein persönliches Leben erfahren, seine sensiblen Gedanken, seine wirtschaftliche Situation, seine Denkweise und seine Akribie. Auf jeden Fall steht fest, dass Kepler nicht nur ein sturer Mathematiker war, sondern auch praktisch mit Instrumenten, Linsen und Fernrohren experimentiert hat. Er versuchte seine Forschungsergebnisse über die Strahlenoptik auch in der Praxis anzuwenden und konstruierte beispielsweise ein Eklipsen-Instrument. Er wollte eine Sonnenfinsternis mit Hilfe einer Lochkamera sichtbar machen. Dafür baute er ein aufwendiges Gestell von fast 4 m im Quadrat – sein Finsternis-Instrument.
Damit beobachtete Kepler 1600 die Sonnenfinsternis in Graz. Dabei interessierte ihn besonders, wie sich dabei der Mond verhielt. [1]

1. Wie sieht Kepler das „rechte Licht“?

Kepler kam an die Grenzen der geometrischen Optik und entwickelte nun eine Lichttheorie. Im Band II der Gesammelten Werke „Astronomiae pars optica“ Keplers, finden wir in „Paralipomena in vitellionem“ seine kernigen Aussagen, die unserer heutigen Theorie den Weg bereitet haben. Im Kapitel 1 „De natvra lvcis“, von der Natur des Lichts, sind im Anhang APPENDIX AD CAPuT PRIMuM: ET VENTILATIO ARGVMENTORVM ARISTOTELIS DE VISIONE, Anhang zum ersten Kapitel: Und bringt Ordnung in die Argumente der aristotelischen Sichtweise vom Sehen, 21 Knackpunkte der neuen Denkweise aufgeführt. Hier setzt er sich mit Aristoteles auseinander. [1] Da von diesen Aussagen keine Übersetzungen vorliegen, habe ich mich selbst daran gemacht.

1. Color propriè et seipso fit visus subiectum, et habet in seipso causam cur 20 visibilis existat.
Die Farbeigenschaft, die sichtbar zu sehen ist, hat in sich selbst den Grund, warum sie existiert. Und wurde richtig dargestellt (von Aristoteles, Anm. d. A.).
2. Lux est actus perspicui quatenus perspicuum.
Die Ausdehnung des Lichtes ist transparent.
3. Est quasi proprius quidam ipsius perspicui color, cum idverè perspicuum est.
Gewissermaßen ist die Eigenschaft der transparenten Farbe, dass sie gebündelt ist.
(Also wusste er über das Lichtspektrum Bescheid, nicht erst Newton. Anm. d. A.)
4. Non est ignis, neque corpus, neque defluxus à corpore, sed est praesentia ignis aut lucentis etc. in perspicuo.
Es ist nicht Feuer aus einem Körper noch Strömung aus einem Körper, aber die Verbindung von Feuer und Licht, was einleuchtend ist.
5. Est praesentia in corpore habitus eius, ob quem id perspicuum dicitur.
Es ist in der Weise vorhanden, dass es transparent ist.
6. Atque haec ita capienda sunt, vt intelligamus, obloqui ARISTOTELEM EMPEDOCLI, qui dixerat, ferri lucem tendique rectis lineis inter Terram et, quod nos ambit atque complectitur (coelum), etsi à nobis non animaduertatur id fieri.
Und all diese Dinge werden wir besser umfassen und verstehen, abgelehnt von Aristoteles und Empedocles, wie gesagt, durch die uns umgebenden Lichtstrahlen in direkten Linien  vom Himmel zur Erde.
7. Eadem natura corporis est, quae iam lux est, iam tenebrae.
Es ist der gleiche natürliche Körper, was jetzt Licht ist, ist schon Dunkelheit.
(Also wir blicken in die Vergangenheit! Diese Aussage halte ich persönlich für die wichtigste Erkenntnis, die Kepler erhalten hatte. Anm. d. A.)
8. Et cum id corpus potentia perspicuum est, tunc ibi tenebrae obtinent.
Bei völliger Transparenz des Körpers erhalten wir die Finsternis.
9. Itaque non cum actu perspicuum est, sed cum potestate, tunc igitur est et tenebrosum et colorum capax, vtique quia tunc solùm est sine colore.
Daher ist die Transparenz nicht wirksam, weil sie ohne Farbe ist.
10. Idem et de planè non visis, et de iis quae aegrè conspiciuntur, affirmatur, quod capacia sint coloris.
Und zwar wirklich nicht zu sehen, also beinahe nicht sichtbar, sie ist weiß.
11. Est autem id, quod actu perspicuum est, inter visibilia habendum, non verò seipso, sed per colorem alienum et extraneum.
Unter den sichtbaren Objekten ist es (das Licht Anm. d. A.) nicht wirklich getrennt, aber die  einzelnen äußerlichen Farben. 
12. Fit autem visio (seu visione natura prior motio, quam ego illustrationem oculi dicerem) in hunc modum. Color mouet id quod est actu perspicuum, vt aerem, ab hoc verò sic moto, quia continuum corpus est, vicissim mouetur et visus instrumentum, seu oculus.
Das Sehen geschieht in folgender Weise, d.h. das Sehen als Erleuchtung der Augen. Farbe bewirkt in der transparenten Luft, dass der Körper unmittelbar gesehen wird durch das Auge.
(Auch eine bahnbrechende Aussage, das Sehen erfolgt durch Lichtstrahlen, die vom betrachteten Gegenstand ausgehen und nicht vom Auge.  Anm. d. A.)
13. Atque haec vna species est visionis, dum color scilicet videtur, in luce scilicet, nunquam seorsim, quia lux est energia perspicui.
Während Farbe freilich im Licht zu sehen ist, weil Licht transparent ist, ist die Farbe nie von selbst zu sehen.
(Super – ohne Licht keine Farben! Anm. d. A.)
14. Itaque fit visio (motio instrumenti quam sequitur visio) cum sensorium instrumentum aliquid ab intermedio patitur.
Somit ist das Sehen (Wirkungsinstrument sowie Sichtfolge) das sensorische Zwischenwerkzeug um das zu ermöglichen.
15. Neque enim patitur aliquid oculus (non mouetur inquam, aut alteratur paries oculi) ab ipso, qui videtur, colore.
Das Auge oder die Augenwand verändert nicht was gesehen wird, nämlich Farben.
16. Adeoque si spatium intermedium contingeret relinqui vacuum corpore, nihil videri posset.
Ist der Körper in einem leeren Vakuum, so ist nichts zu sehen. 
17. Analogia enim est inter visum, auditum et odoratum, ratione intermedii.
Analog dazu ist das Verhältnis zwischen dem Sehen und dem Hören und Riechen.
18. Est autem et alia species visionis, qua non colorem sed alia cernimus. Quo nomine igni et Soli inest vnum et idem quippiam.
Die Sonne und ihr Scheinen ist ein und dasselbe, aber wir sehen ihre Farbe nicht.
(Außerhalb der Atmosphäre ist die Sonne weiß. Kepler vermutet dieses Weiß, was ich kolossal finde. Anm. d. A.)
19. Neque omnia in luce cernuntur, sed aliqua et in tenebris efficiunt sensionem (seu praecedentem hanc motum instrumenti).
Ebenso wenig das wahrgenommenen Licht, aber irgendwie und in Dunkel gehüllt wahrgenommen.
(Kepler merkt, dass das Licht etwas in sich verbirgt. Anm. d. A.)
20. Nam etiam ab igne perspicuum (in potentia) fit perspicuum (actu).
Denn auch der helle Glanz ist transparent.
21. Et quae noctu seu in tenebris cernuntur, eorum aliqua splendent quidem, lucem verò non ingerunt.
Das heißt, in der Nacht oder in Finsternis glitzert es und das Licht ist wahrhaftig nicht dunkel.
An Keplers Sätzen kann ich mich nicht sattlesen. Seine Betrachtungsweise erweckt auch heute eine völlig neue Sicht auf das was man Physik nennt. Vielleicht müssen wir wieder so denken lernen um etwas völlig Neues zu entdecken, was unser Leben von Grund auf zum Positiven verändert.

2. Keplers Finsternis-Instrument


Zu den Erläuterungen dieses Gerätes fand ich keine Übersetzung und deshalb habe ich mich selbst daran versucht, wie im vorhergehenden Kapitel. So großzügig wie er sonst seine geometrische Optik darstellte, war er bei der Beschreibung seiner Konstruktion allerdings nicht. Aus seiner 3D-Zeichnung kann aber einiges erkannt werden, damit seine Worte verständlich werden. Keplers „Astronomiae pars Optica“ [1] ist faszinierend. Dort habe ich mir das Eklipsen-Instrument herausgepickt und wollte nicht aufhören, bis ich hinter seine „Schliche“ gekommen bin. Da ich im Besitz dieses Bandes bin, Band II der Gesammelten Werke, konnte ich gründlich arbeiten. Für Latein-Fans hier der Text: Auf Seite 288 geht es los.



2.1. Keplers Beschreibung seines Bausatzes


Bild 1. Eklipsen-Instrument nach Johannes Kepler [1]
___________________________________________

Die Beobachtung der scheinbaren Durchmesser von Sonne und Mond und der Finsternisse beider
Konstruktion eines Ekliptik-Instrumentes Kapitel XI in Astronomiae pars Optica [1]

Hier ist erst einmal der Originaltext für Latein-Fans.

„Scena sub dio erigatur, pannis nigris totuplicibus, ne quid lucis irrumpat.
Si haec deest commoditas, conclaue eligatur obuersum in plagam, unde Solis defectus spectabitur: sit huic conclaui paries non crassus, qui fenestram praebeat: possitque cum haec fenestra tum omnes rimae obturari contra lucis  ingressum.
Deinde Regula fabrefiat quantae fieri potest longitudinis, cuius lineae omnes rectae sint, crassities quantam asser dedolatus praebet, latitudo semipedis.
Ea sic aptetur, vt quia flexile est lignum, in dorsum incumbat, et inter capita loco intermedio, quò minus flectatur.
At neque in medio latitudinis perforetur, ne imbecillius factum frangatur suo pondere.
Quin potius ad lineam dorsi, cui incubiturum est, coassetur trabecula, vt in coassationis linea centrum foraminis seu matriculae constitui possit.
Matriculae suus axiculus sito.
Deinde fiat columella versatilis super axe; in summo bifida, vt fissura crassitiem regulae excipere; perforata, vt eodem cum regula axiculo traiici possit.
Deinde fiat columella versatilis super axe; in summo bifida, vt fissura crassitiem regulae excipere; perforata, vt eodem cum regula axiculo traiici possit.
Trabecula in qua matricula columellam excipiens, tignis aequalibus, hinc inde transuersim surgentibus columellam in sui (trabeculae) perpendiculo statuant, cauo complexu columellam teretem in sublimi includentes.
Huic trabeculae tres aliae socientur, vt ex omnibus fiat parallelogrammum rectangulum, loco circuli Azimuthalis.
Capiti verò columnae, à quo axis in trabeculam exit, committatur et coassetur transtrum in earum planitierum columellae altera, quae fissuram habet supra, et confibuletur hoc quoque transtrum columellae transuersali, vt recto angulo columella transtro cohaereat; et transtrum parallelogrammo incumbens si moueatur, columellam conuertat.
Transtrum longitudine sit idonea, in medio exempta, vt crassitiem regulae hac fissura capiat, regulaque cum transtro et columella circumferatur: simulque regula versus verticem erigi, aut versus horizontem demitti possit, quantum Solis altitudo sub principium et finem Eclipseos postulat.
Propterea et columellam tam altam esse conuenit, vt parallelogrammum regulam nuspiam impediat, et transtrum tàm longum, ipsamque regulam, ne sese deserant, Sole cadente; fissurasque vtrobique eodem aptatas, ipsumque quadratum sublime, ne regula depressa pauimento occurrat: et in plano horizontis, quod columellae appensum perpendiculum facilè indicabit.
Neque sanè vniuersalis esse potest haec forma, nisi aut ex transtro et columella fiat quadratum geometricum, aut omninò quadrans adhibeatur.
In ea itaque metire certum spatium longitudinis, à loco infibulationis deorsum, ne plus, quàm est altitudo columellae: ibique crenas facias in utraque latitudinis planitie, perpendiculares longitudini: in capite regulae, quod erit supra, trans axem, consimiles; circiter 12 pedes superas ab inferis distantes.
Deinde binas tabellas compares, latitudine palmi aut paulò plus; longitudine, quae ex latitudine et sua et regulae componatur, crassitie, quae in regulae crenas apta sit: exemptas in medio latitudinis ex altera longitudinis parte, vt fissurarum altitudo latitudinem aequet regulae, laxitas regulae crassitiem, quae est post crenas factas, residua admordeat.
Itaque tabellae in crenas immissae, et paralleli erunt, et perpendiculares regulae in longum et latum.
Ducatur in vtraque tabella linea per longitudinem, consurgens à medio fissurae et crassitiei regulae, eique bisectae in puncto sectionis alia erigatur ad perpendiculum, per totam latitudinem tabellae ducta.
Post in altera tabella, quae superior futura, partes medias, in quibus erat rectarum sectio, fenestra quadranguIa duorum digitorum latitudine eximas, maneant verò in margine fenestrae, residua rectarum.
In lamina verò aenea tenuissima, benè complanata, nec contumaci, binae lineae sese secent ad rectos: et sectione centro, circellus fiat pisi magnitudine, vt minor sit haec diameter ad distantiam tabellarum, quàm diametri luminarium ad suas distantias, per 6. secundi capitis; pertundaturque, vt foramen accuratè circulare sit, interque decussatas lineas medium: latitudo laminae paulò maior fenestella.
Haec affigatur tabellae perforatae, vt lineae in lineas quadrent, et foramen in meditullio fenestellae constituatur. In altera tabella, quae futura est inferior et planitie sursum versa, ex centro sectione linearum, describe circulum, quantum fert latitudo tabellae, diuisum à summa ad partes medias, in gradus 90 singulos, totidemque vtrinque ab imo. Aut si placet, vtere alia numerorum serie.
Deinde tabella capiat in medio stylum breuissimum in centro seu sectione.
Circa hunc volubilis aptetur rotula, in qua postmodum circellos ex puncto affixionis sumus descripturi.
Ex altera parte rotulae pro mineat index, cuius extrema linea ex centro rotulae exeat, longitudine tanta, vt in circulum tabellae pertingat, et rotulae conuersione index in hoc circulo circumferatur.
Quibus sic constructis, dimetire omnia subtilissimè, vt in meo instrumento feci.
Vbi ad vsum ventum erit, canali intus nigro iter tabellis interiectum vela, sic vt nuspiam luci pateat hoc circulo circumferatur ingressus nisi per fenestellam superioris tabellae: instrumentum verò sic colloces, vt ea pars regulae, quae supra columellam est, cum canali et tabella foris sit extra scenam in aperto aere, reliquum intra in tenebris, possitque liberè conuerti.
Et sit fenestra, quae regulam foras emittit in aerem, benè circumcirca communita contra lucem.“

Jetzt folgt meine Übersetzung

Ein Rahmen wird unter freiem Himmel möglichst total in schwarzes Tuch eingewickelt, damit sich das Licht nicht bricht.
Es ist vorteilhaft die Richtung nach Westen zu nehmen, wo die Sonne nur betrachtet werden kann: der abgeschlossene Raum ist nicht dicht, eine Wand bietet ein Fenster: bei diesem Fenster und allen winzigen Ritzen ist der Lichteintritt zu verhindern.
Dann wird das Schienengestell längs möglich eingefügt, die Dicke der Bretter ist ein halb Zoll (1,27 cm) breit. 
Es wird so angepasst, dass ein Stück Holz als Rückenstütze dient zwischen der Lücke, ansonsten entsteht eine Verbiegung.
Um nicht durch sein Eigengewicht zerdrückt zu werden, wurde sie in der Breite durchbrochen.
Der kleine Balken  liegt auf dem  Rücken des Bretterbodens auf, z.B. auf dem äußeren Umriss, oder um die Lage der mittleren Spalte zu bestimmen.
Begrenzt das Aufliegen.
Der Spalt ermöglicht eine Bewegung der Achse; sodass der Spalt die Dicke der Latte aufnimmt, welche perforiert ist und durch eine kleine Bohle gehalten wird.
Das Gefüge liegt auf.
Der Spalt ist so beschaffen, dass eine leichte Drehbewegung möglich ist; so perforiert, dass die Latte in der gleichen Lage der Achse liegt.
Der kleine Balken im Apparat der die Säule stützt, der gleiche Balken, von da an überträgt die emporgerichtete Stütze schnurgerade das Bild, vorausgesetzt ist die völlig glatte Höhlung für die Säule.
Es besteht das Risiko ein Parallelogramm zu erhalten anstelle von Azimuth-Kreisen.
Der Kopf des Pfostens, ausgehend von der Achse, ist vollends mit dem Kehlbalken und dem bretternen Boden verbunden, in seiner Ebene der andere Pfosten, der Ritz führt drüber heraus, dieser Kehlbalken durchsticht den Pfosten, dass der rechtwinklige Balken verbunden bleibt mit dem Kehlbalken; und der parallele Kehlbalken stützt bei Bewegung des Balkens. 
Beim Kehlbalken kann die Mitte herausgenommen werden, also die dicke Latte, die den Aufnahmeschlitz hat, die Schiene zum Kehlbalken und zum sich herumdrehenden Zapfen: ähnlich der entgegengesetzt aufgerichteten Wendelatte, oder horizontal gewendet beim Herabsenken, so lange wie  unter der verweilenden Finsternis die Eklipse die Sonne bedeckt und die erwartete Sonne begrenzt.
Deswegen steigt die Säule so hoch wie angemessen, die parallele Latte ist gestützt, und der Kehlbalken außerdem längs, die Leiste nicht fallen lassen, wenn die Sonne sich senkt; der Schlitz ist in Stellung, die festgemachte  tiefe Latte  nicht aufstoßen: und in horizontaler Ebene, weshalb die hängende  senkrechte Säule ohne Mühe die Anzeige übermittelt.
Der Grundriss hat keine universale Wirkungswiese, wenn nicht der Kehlbalken und die Säule ein geometrisches Quadrat bilden und gänzlich quadratisch  verbunden werden.
Dennoch wird sich die Struktur unerwartet  darstellen.
Die schon vorgeschriebene Regel ist notwendig anzuwenden.
Damit sollte man sich um eine rechtwinklige Messung des Raumes bemühen, ein Ort, unten dicht, höchstens die Höhe der Säule: sowohl in der Breite der Ebene als auch senkrecht zur Länge: an der Schienenspitze über der Achse ist es genauso; ungefähr 12 Fuß (3,6576 m) Abstand von oben nach unten.
Von da an vergleichen sie die zwei kleinen Brettchen, mit der Breite der Handfläche oder ein wenig mehr; die Maße gehen von der Breite der dicken Latte aus: in der Mitte hat die Ritze die gleiche Höhenbreite wie die Latte, die lockere dicke Schiene bleibt angelegt, wenn sie betätigt wurde.
So wird das Brettchen senkrecht auf die Latte aufgesetzt.
Die Führung  auf beiden Seiten des Brettchens ist längs der Linie, ein Mittelschlitz gemäß der Lattendicke und halb so tief.
Danach ist eines, was sich künftig oben befindet in gerader Linie, in einem quadratisches Fenster, zwei Finger breit davon, das im Fensterrahmen bleibt.   
Auf einen dünnen Blechstreifen, gut geglättet, oder geebnet, aber auch nicht unbiegsam, kommen zwei gerade Linien: und im Zentrum wird ein erbsengroßer Ring ausgeschnitten, dessen Durchmesser sich zum Abstand des Brettchens   wie der Lichtöffnungsdurchmesser zu seinem Abstand verhält;  wenn der Kreis des durchbohrten Loches akkurat ist, kreuzen sich darunter die Mittellinien: das Ausmaß des Blechstreifens ist nicht viel größer als das Fenster.
Dieses befestigte perforierte Brettchen, in Form eines Quadrates, wird mit der Öffnung in den Mittelpunkt des kleinen Loches gesetzt. Auf der anderen Seite des Brettchens, da wo die Projektionsebene hin und her bewegt wird, nach dem Mittelpunkt des beschriebenen Lochkreises, hat die Tischbreite eine Einteilung in 90 einzelne Grade. Oder verwenden sie andere Zahlen.
Dann steckt man in das Zentrum des Brettchens einen kurzen konischen Stift.
Dieser ist um sich herum drehbar, ein genau passendes Rädchen, für den ausgeschnittenen erbsengroßen Kreis, der schon beschrieben wurde.
Dieser konische Zeiger, der in das Brettchen gesteckt wurde, kann darin gedreht werden.
Wird diese Konstruktion gebaut, müssen alle Durchmesser genau sein, wie in meinem Instrument.
Wenn das Brettchen in dem inneren Kanal dazwischengeschoben wird, so wird nirgends ankommendes Licht eintreten als nur durch ein Fenster oben am Bettchen: das Instrument ist so gestellt,  dass das Lattengestell im Inneren in der Dunkelheit steht, außen sollte in offener  Luft, möglichst ein freier Sichtkegel sein.
Das Fenster sollte außerhalb der Schiene gut ringsherum gegen das Licht geschützt sein.

Ich habe mir erlaubt, auch so ein Gerät zu „bauen“ (Bild 2).


Bild 2. Das Keplersche Finsternis-Instrument „nachgebaut“
______________________________________________­­

2.2. Veranschaulichung seiner Konstruktion

Im Prinzip ist es eine Lochkamera. Die verfinsterte Sonne sollte sich auf einem Brettchen a darstellen, dass auf einer Schiene b befestigt wird. Die Schiene befindet sich in einem Zelt von schwarzem, lichtundurchlässigem Tuch und geht durch ein gut abgedichtetes Fenster, das durch ein Brett c mit sehr kleiner Öffnung verschlossen wird heraus. Im Zelt vor diesem Brettchen c wird ein Blech  d so befestigt, dass seine erbsengroße Öffnung genau vor die kleine Öffnung des Brettchens c kommt. Das Blech hat eine  Gradeinteilung. In dieses Loch wird ein konischer Stift e gesteckt, der zu drehen geht und den Lichtstrahl richten kann, das sogenannte Rädchen. Auf Keplers Zeichnung sieht dieser Stift so aus, als hätte er einen bestimmten Kopf, der beim Drehen das Licht je nach Graduierung hereinlassen kann und die andere Fläche abdunkelt, also ein Rädchen, wie er es sagt, doch die Mitte von e muss ja auch perforiert sein. Vielleicht hat es unterschiedliche Lochstärken? Mit der Gradeinteilung soll wahrscheinlich die Sonnenfinsternis in ihrem Ablauf verfolgt werden können. Das schwarze Tuch mit dem Fenster darf nicht gespannt sein, da der Apparat Bewegungen sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung ermöglicht, um die Sonne verfolgen zu können.

Es gibt ein interessantes Buch [3] in welchem die Formel für einen optimalen Lochdurchmesser aufgeführt wird:
 D= 1,6*sqrt(b*Lambda) (anders konnte ich es im Blog nicht schreiben!)
b - Bildweite zwischen Loch und Auffangebene (Bildebene)
Lambda - Wellenlänge (sichtbares Licht 400-675 nm)

Wenn wir bei einer Länge von 3,8 m auf der Projektionsebene etwas deutlich sehen wollen, dann müsste der Lochdurchmesser 2,2 mm betragen.
Der ganze Aufbau von Keplers Kamera  hat in Höhe, Länge und Breite die Abmessung von ca. 12 Fuß, das sind also ungefähr 3,7 bis 4 m. Den Trick mit dem Rädchen fand ich gut, so konnten die Lichtstrahlen fein eingestellt werden, denn Nanometer waren noch nicht definiert.

Kepler – ein Genie 

Keplers geniale Forschungen werden stets damit überschattet, dass er das Brechungsgesetz nicht formulieren konnte. Doch schauen wir uns doch seine Aussagen an, dann sehen wir, dass gerade er das Licht in seiner Natur nicht zerteilt betrachtet, sondern im Sinne der Quantenphysik. Für ihn gab es nur das Licht als etwas, das bestimmte Effekte hervorruft. Das angebliche Genie Galilei hat natürlich Versuche zur Ermittlung der Lichtgeschwindigkeit vermarktet, was ja Kepler sicher auch wusste. Kepler war ein gestandener Mathematiker und wusste was Trigonometrie ist. Er wollte aber nicht nur Strahlen zeichnen, sondern das Wesen des Lichts ergründen.  Eine Lichtgeschwindigkeit zu definieren, lag nicht im Ermessen seiner Zeit. Sicherlich hatte Kepler bei seiner gründlichen Denkweise erst einmal genug damit zu tun, das Wesen des Lichtes zu definieren. Es gab ja noch keinen Wellenbegriff und für einen Korpuskelbegriff war die Zeit erst recht nicht reif. Liest man in seinen Texten, dann erschließt sich eine Welt voller sensiblen Denkens über das Licht, was ist da schon ein Formel über ein Gesetz, das auch nur annähern genau ist. Die Bewegung von Lichtstrahlen war für ihn nicht nur ein Ereignis der Mechanik, was an seinen oben übersetzten Aussagen zu sehen ist. Ein noch so ausgeklügelter Versuchsaufbau zur Lichtgeschwindigkeitsmessung ersetzt nicht die Tragweite von Keplers Gedankengängen.
Deshalb wundere ich mich immer darüber, dass es Leute gibt, die an Keplers Verdiensten herumnörgeln und ihn halb als Versager hinstellen. Er kannte doch sicher den Regenbogen und die Brechung des Sonnenlichts am Prisma, z.B. wenn das Sonnenlicht sich am geschliffenen Rand eines Spiegels farbig bricht. Der Gipfel ist, dass angebliche Wissenschaftler seiner Zeit die Lichtgeschwindigkeit errechneten aber nicht veröffentlichten. Dem Kepler haben sie das nur nicht verraten, so liest sich das dann. Mit seinem Augenlicht wurde auch stets herumgeunkt. Wenn er so schlecht hätte sehen können, wie war es denn dann möglich, ganze Bände zu füllen, Teleskope zu bauen und Lochkameras zu bedienen. Ich sage euch, ohne Kepler hätte es auch keinen Newton gegeben. Und warum ist auf dem Mond der kleinere Krater mit Kepler benannt und der größere mit Kopernikus? Ich sage auch noch, der ganze Mond muss „Kepler“ heißen. 


Literatur
[1] Johannes Kepler Gesammelte Werke Band II, Astronomiae pars optica, heraussgegeben von Franz Hammer, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, MCMXXXIX, 1939
[2] Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften Band 198, Johannes Kepler, Schriften zur Optik 1604-1611, Rolf Riekher, Verlag Harri Deutsch
[3] Das Photographische Objektiv, Johannes Flügge, Springer-Verlag, Wien 1955    
http://www.keplerraum.at/stadt.html
aufgerufen am 26.09.2019
aufgerufen am 30.05.2019
aufgerufen am 11.06.2019
https://en.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler#Astronomiae_Pars_Optica
aufgerufen am 11.06.2019
http://publikationen.badw.de/de/002334738  
aufgerufen am 11.06.2019
https://astrokramkiste.de/kepler
aufgerufen am 11.06.2019
https://cs.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler
aufgerufen am 11.06.2019
https://www.sachsen.schule/~kepler-gym/kepler/kepler.htm
aufgerufen am 11.06.2019
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler#Dioptrice
aufgerufen am 11.06.2019
https://cs.wikipedia.org/wiki/Dioptrice
aufgerufen am 13.06.2019
http://www.gbv.de/dms/ilmenau/toc/569945577.PDF
Schriften zur Optik
aufgerufen am 13.06.2019
https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=SniVDwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PR5&dq=Messmethoden+der+Lichtgeschwindigkeit&ots=EoiWto3TwA&sig=ocH5_5YXX81oUSAkvuGyp2e7zRk#v=onepage&q=Lichtgeschwindigkeit&f=false
aufgerufen am 27.09.2019

Bitte verzeiht das schlechte Layout, es ist nicht meine Absicht!


* Dipl.-Ing. Anjuschka Prenzel, Optik-Labor Dr.Prenzel, Görlitz

Veröffentlicht im Jahrbuch Optik und Feinmechanik 2019
ISBN 978-3-00-064986 8
im OPTIK-Verlag Dr. Prenzel
www.optik-verlag.com

Kommentare

Beliebte Posts