Teleskope hat es in der Antike nie gegeben
Anjuschka Prenzel*
1 Einleitung
Es weiß doch jeder, wer der Erfinder des Teleskops war,
natürlich Galileo Galilei. Ja es wird auch eingeräumt, dass Holländer die
Vorreiter waren, Galilei aber das Teleskop weiterentwickelte. Genaues kann
darüber niemand mehr berichten und es wird auch nichts dergleichen gegeben
haben, denn einen Gefallen hat er ja der damaligen Gesellschaft wohl nicht
getan. Doch schlauer als die Mittelalterlichen durfte dann wohl niemand vorher gewesen sein. Schaue ich in diese Zeit
hinein, dann werde ich gleich als Erstes in das Gezänk über Patente und
Erfindungsrechte hineingezogen. Es ist zu spüren, dass das ausgehende „dunkle“
Mittelalter plötzlich seine festen Zügel lockerte und überall endlich die
streng gehütete Wissenschaft durchsickerte, welche vorher bei Todesstrafe nicht
verwendet werden durfte. Es waren genug Menschen an Kriegen, Seuchen und
Hungersnöten gestorben und es bedurfte einer Neuorientierung in der
menschlichen Gesellschaft, deshalb wurde der Weg zum Forschen und Entwickeln
vorsichtig freigegeben. Die Lawine war losgetreten… Die Brillenmacher konnten
nun endlich das „Teufelswerkzeug“ präsentieren. Doch haben diese das Teleskop
zuerst erfunden? Das bezweifele ich stark!
Bild 1. Ein einfaches Teleskop mit zwei
Konvexlinsen kann jeder herstellen
2 Nachforschungen über uralte Techniken
In meiner Bibliothek stehen einige griechische und
römische Klassiker. Erst einmal hoffte ich, bei Polybios etwas zu finden, da
ich bei ihm schon über die Wurfmaschinen des Archimedes von Syrakus gelesen
hatte und dort auch von Kränen und rollenden Maschinen die Rede ist. Also
Polybios war ein Grieche, der viel über Geschichte und Politik niederschrieb
und lebte ungefähr 200 Jahre vor Christi
Geburt. Er konnte nicht nur schriftstellern, sondern war auch ein pfiffiger
Denker bei der Erfindung von Kriegstechnik. Bei ihm las ich, dass er ein von
Kleoxenos und Demokleitos entwickeltes Nachrichtenübertragungsverfahren
weiterentwickelte. Dabei ging es um Feuerzeichensignale, welche
Beobachtungsposten miteinander austauschen konnten. Ich möchte zum Verständnis
diese Textstellen zitieren [1].
„Man nimmt die Reihe der Buchstaben, wie sie aufeinanderfolgen,
und teilt sie in fünf Abteilungen, je zu fünf Buchstaben. Für die letzte
Abteilung wird sich hierbei ein Buchstabe zu wenig ergeben, was jedoch bei der
Anwendung keinen Schaden bringt. Hierauf lassen sich die, die einander
Feuerzeichen geben wollen, fünf Tafeln fertigen und schreiben auf jede von
ihnen eine der fünf Buchstabenfolgen. Dann verabreden sie miteinander, daß die
ersten Fackeln von dem erhoben
werden sollen, der eine Nachricht zu geben beabsichtige; zwei zugleich solle er
erheben und so lange erhoben halten, bis der andere Teil das Zeichen erwidere;
dies hat den Zweck, daß sich beide Teile durch dieses Feuersignal ihrer
Aufmerksamkeit gegenseitig versichern. Seien diese Fackeln herabgenommen, so
solle der Meldung Gebende zuerst auf der linken Seite Fackeln erheben, um
anzuzeigen, auf welche Tafel man sehen solle, und zwar eine, wenn auf die
erste, zwei, wenn auf die zweite, und so weiter; dann solle er Fackeln in
gleicher Weise auf der rechten Seite erheben, um anzuzeigen, welchen von den
Buchstaben der Tafel der Empfänger des Feuersignals schreiben solle.“
So weit, so gut, nun wird es interessant und ich zitiere
wieder [1].
„Haben beide Teile sich hierüber verständigt und dann sich auf
ihren Posten begeben, so muß jeder fürs erste einen Dio’pter mit zwei Röhren
haben, um in dem Fall, wenn er eine Nachricht empfängt, durch die eine den Raum zur Rechten, durch die andere den zur Linken
beobachten zu können. Zur Seite des Diopters müssen die Tafeln aufgerichtet
stehen; Der Raum zur Rechten und zur Linken aber muß in einer Ausdehnung von
zehn Fuß [3,083m] von einer mannshohen Wand begrenzt sein, damit an ihr das
Erscheinen der erhobenen wie das Verschwinden der gesenkten Fackeln sich
deutlich erkennen lasse.“
Heutzutage wird als Diopter ein Visiergerät bezeichnet,
was mit bloßem Auge zu benutzen ist. Es kann sich bei der Verwendung des
Diopters nach der Beschreibung des Polybios jeder selbst ein Bild machen, ob
dieser funktionieren würde, wenn die Röhren wirklich ohne Linsen gewesen wären.
Wenn das doch ohne Sphären geschehen sein sollte, dann stimmt etwas mit unseren
heutigen Augen nicht mehr.
Nun, wer es genau lesen möchte, den verweise ich auf die
Langenscheidtsche Bibliothek 10. Buch von Polybios. Hier bin ich gleich fündig
geworden und das Suchen kann weitergehen.
Bei Strabo habe ich auch interessante Stellen gefunden
[2]. Mit welchen Geräten wurde damals eigentlich der erstaunlich angenäherte
Erdumfang gemessen? Strabo sind Meridiane
selbstverständlich und das lässt auf eine komplexe geodätische Erfassung der
Erde in frühester Zeit schließen. Strabo berichtet von geographischen Karten
und sogar von Sternwarten. Doch zuviel möchte ich nicht zitieren, denn das kann
jeder selbst nachlesen. Nun zurück zur Erdvermessung. Strabo beruft sich bei
der Größe der Erde auf Hipparchus, und dieser auf Eratosthenes. Es geht dabei
um den Umfang von 252000 Stadien, was ungefähr dem wahren Erdumfang entspricht.
Bei wikipedia [3] kann jeder die Geschichte nachlesen, wie Eratosthenes
angeblich den Umfang gemessen hat. Er ermittelte ihn aus den Höhenwinkeln der
Sonne zwischen Alexandria und Syene (Assuan). Das hört sich vom Sessel aus sehr
gut an, doch woher wusste er den Abstand der Städte? Der Abstand soll 5000 Stadien betragen haben, ich errechnete 7425
km! Diese sollen königliche Schrittzähler ermittelt haben. Gleich bin ich zu
Google Earth gesprungen und hab mir die Distanz der Städte angeschaut. Ich kann
mir gar nicht vorstellen, dass jemals „Schrittzähler“ am Nil entlanggelaufen
sind, noch dazu in solch unwirtlicher Landschaft. Hier einige Zitate. [2]
„Denn durch die derartigen Dinge sind Festländer und Völker und
naturgemäße Lage der Orte und die übrigen mannigfaltigen Bezeichnungen, wovon
die geographische Karte voll ist, zu
verständlichen Begriffen geworden.“
„ Da nun die Gestalt des Ganzen so beschaffen ist, so scheint
es nützlich, zwei einander rechtwinklig schneidende, gerade Linien anzunehmen, die
eine durch die größte Länge, die andere durch die größte Breite; jene wird eine
der Parallelen, diese eine der Meridiane
sein."
Wie wir sehen, war es unter den Gelehrten
selbstverständlich über Erddaten und Kartographie zu diskutieren, doch mit
Senkblei, Lot und Schattenzeiger alleine wurden solche Ergebnisse sicher nicht
erzielt.
Der Erdumfang beträgt
übrigens 40 077 km [4].
Bei Strabo entdeckte ich auch noch eine interessante
Stelle [5]. Dabei geht es um den Sonnenuntergang am Meer bei Gades.
„Auf ähnliche Weise aber nehme auch die Erscheinung [der Sonne]
auf den Meeren beim Auf- und Untergange an Größe zu, weil aus dem Wasser eine
große Menge von Dünsten aufstiegen. Denn durch diese, wie durch Gläser gebrochen, empfange das Auge in größerem
Umfange, wie es die Sonne oder den Mond beim Unter- oder Aufgange durch eine
trockene und dünne Wolke sehe,…“
Am beeindruckendsten jedoch ist das, was ich bei Hesiod
gelesen habe [6].
In seiner Theogonie
entdeckte ich eine kosmische Bildsprache, die schon tausende Jahre alt ist. Als Erstes las ich vom ausgebrochenen
Stein des Kronos; ob der unser Mond ist? Also das nur am Rande, denn der
schlaue und listige Prometheus hat es mir besonders angetan. Nun, seine
Geschichte kennt ja jeder, doch sollte sie auch jeder einmal selbst bei Hesiod
lesen.
„Diese Geschick ja erteilte dereinst der beratende Zeus ihm,
fesselte dann gar fest den Prometheus listigen Anschlags, mit dem
belastenden Band durchschlingend die
mittlere Säule, sandte den Aar mit gebreiteter Schwing’ ihm; dieser verzehrt
ihm stets die unsterbliche Leber; es
wuchs dann überall wieder alles bei Nacht, was am Tage der gewaltige Vogel
gefressen.“
Prometheus hatte sich schon früher den Zorn des Zeus
zugezogen, weil er ihn zwischen Eingeweiden, Knochen und Fleisch wählen ließ,
Zeus jedoch die Knochen erwischte. Als Prometheus jedoch auch noch
„Göttertechnik“ zu den Menschen brachte war das Maß voll. Die „unsterbliche
Leber“ ist sicher wie „das unsterbliche Feuer“ die Möglichkeit der
Energiegewinnung mit Hilfe des Sonnenlichts. Die Leber deutet auf einen Spiegel
hin (Zukunftsdeuter können in die Leber eines frisch geschlachteten Tieres
schauen, welche die Eigenschaften eines Spiegels hat) [8]. Irgendwie wurde
diese Möglichkeit von Zeus bekämpft, bis dieses Kampfgerät abgeschossen wurde.
Und hier noch einmal die interessanteste Textstelle wie Prometheus das Feuer stahl [6].
„Doch ihn täuschte sodann des Japetos herrlicher Sprössling, stahl weitschimmernden Glanz unermüdlichen Feuers und
barg ihn wohl in der Höhle des Rohrs; das
schmerzt’ in der Tiefe der Seele droben den Donnerer Zeus und füllte mit Zorne
das Herz ihm, als er sah bei den Menschen den Strahl
weitschimmernden Feuers. Schleunig darauf für das Feuer bereitet’ er Übel den
Menschen. Denn da bildete nun aus Erde der herrliche Hinker züchtiger Jungfrau
gleich ein Bild nach dem Rate Kroni’ons.“
Nach dieser Entwicklung wurden den Männern nun auch die
Frauen zugestanden, die der hinkende Hephaistos schuf.
„ Untier’, wie sie in Menge das Festland oder das Meer zeugt.
Hievon setzt’ er viele hinein…“ (bei der Erschaffung der Frau, Anm. des Autors)
Wahrscheinlich war Prometheus einer, der die Menschheit
liebte. Doch das nur am Rande, weil es mit der eigentlichen
Prometheusgeschichte so eng verbunden ist.
3 Schluss
Es ist eine spannende Geschichte um Teleskope. Es liest
sich ja so, als ob das Wissen über die Optik den Menschen erst die
Fortpflanzung ermöglichte; und dass sie durch den Einsatz optischer Instrumente
erst die Fruchtbarkeit der Frau ermöglichten. Dieses unsterbliche
Feuer ließ sie zu Beherrschern der Erde werden,
doch zu unsterblichen Göttern konnten sie nicht werden wie wir an uns sehen [6].
„So kann keiner den Willen des Zeus umgehn noch betrügen.
Selbst des Ja’petos Sprosse, der gütige Helfer Prome’theus, konnte ja seinen
(Zeus’, Anm. des Autors) gewichtigen Grimm nicht meiden; gewaltsam hemmt, wie
verständig er ist, ihn dennoch die mächtige Fessel.“
Was unter der mächtigen Fessel zu verstehen ist, darüber
kann ich nur rätseln. Fest steht jedoch, dass es damals wie heute um
Geheimhaltung ging; dass vor allem Menschen nichts erfahren sollten, dass
lieber abertausende Schriften vernichtet wurden, nur damit keiner etwas aus dem
Verfassten lernen konnte.
Einige hundert Jahre später sah die Geschichtsschreibung
schon anders aus. Als Beispiel führe ich den Diodor an [7].
„… des Ja’petos Sohn aber Prome’theus, von dem einige
Sagenschreiber berichten, dass er das Feuer den Göttern entwendet und den
Menschen mitgeteilt habe; in Wahrheit aber ist er nur der Erfinder der Reibhölzer, mit
welchen man Feuer erzeugt.“
An dieser Stelle fügt der Übersetzer Prof. Dr. Adolf
Wahrmund die treffende Fußnote ein: „Muster einer geistlos rationalistischen
Deutung der tiefen Prometheussage.“
Nun, wenn ich an die heutige Auslegung denke, so ist oben
genannte ja noch Gold, denn dieser Prometheus ist doch nur noch eine erfundene
Märchengestalt geworden. Der Grimm des Zeus verfolgt ihn also immer noch. Doch
was können wir jetzt daraus schlussfolgern? Ich möchte das wieder durch ein
Zitat tun [7].
"Darauf sei er (Osiris, Anm. des Verfassers) von den Menschen unter die Götter versetzt worden,
und Isis und Hermes hätten ihm Opfer und sonst höchste Verehrung dargebracht.
Auch hätten diese ihm einen Geheimdienst
geweiht und viele geheime heilige Gebräuche eingeführt, um des Gottes Macht zu
verherrlichen.“
Wir müssen aber nicht Geheimbünden beitreten um unser
Wissen zu vervollkommnen, wir sollten aber lernen genauer hinzuschauen und die
Menschen vergangener Zeiten ernst zunehmen. Nicht umsonst wurde altes
Schriftgut seit eh und je vernichtet, damit uns stets die Ideologie aufgedrängt
werden konnte, die am besten alles vertuschen konnte. Der „Streichholzerfinder“
Prometheus ist ein blühendes Beispiel dafür. Bitte lassen sie sich nicht von
den Schriften der alten Griechen abschrecken, sondern lesen sie sie!
4 Literatur
[1] Des Polybios
Geschichte, Buch 10, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischer
und römischer Klassiker, Polybios II, 50. Band, Langenscheidtsche
Verlagsbuchhandlung, Berlin-Schöneberg
[2] Strabos
Erdbeschreibung, zweites Buch, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher
griechischer und römischer Klassiker, Strabo I, 52.Band, Langenscheidtsche
Verlagsbuchhandlung, Berlin-Schöneberg
[4] http://www.didaktik.physik.uni-due.de/IYA2009/impressions/Essen/Erdvermessung%20im%20Jahr%20der%20A...pdf
gelesen 4.9.2014
gelesen 4.9.2014
[5] Strabos Erdbeschreibung,
drittes Buch, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischer und
römischer Klassiker, Strabo I, 52.Band, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,
Berlin-Schöneberg
[6] Hesiods Werke,
Theogonie, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischer und
römischer Klassiker, 2. Band, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,
Berlin-Schöneberg
[7] Diodors von
Sizilien Geschichtbibliothek, erstes und fünftes Buch, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischer und
römischer Klassiker, Diodor, 29. Band, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,
Berlin-Schöneberg
[8] „Schwein gehabt“
- Das Jahr 2000 im Palast der Eingeweide, Gerburg Treusch-Dieter, in:
Mythos Neanderthal, Ursprung und Zeitenwende, Dirk Matejovski, Dietmar Kamper,
Gerd-C. Weniger (Hg.), Campus Verlag, 2001
Anmerkung des Verfassers: An zwei Stellen des Artikels fehlt im Original ein Gänsefuß:
Plagiatsjäger - dreht bitte nicht durch!
* Dipl.-Ing.
Anjuschka Prenzel, Optik-Labor Dr. Prenzel
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