Torgauer Braunbären gefangengehalten
Folgende E-mail schrieb ich an den Deutschen Tierschutzbund:
Vorgestern besuchte ich den Torgauer Schlossgarten und
sah mit Entsetzen, dass dort zwei Braunbären gefangen gehalten werden. Die Leute
schauen von der Brücke auf sie herab und die Bären schauen belästigt hoch. Ist
diese von \"obenherab\" gehaltene Tierhaltung rechtens. Ich finde die Sache
äußerst geschmacklos. Die Bären gehören in die Freiheit! Ein richtiger
Bärenknast.
Sehr geehrte Frau Prenzel,
herzlichen Dank für Ihre E-Mail
vom 01.05.2012.
Ihre ablehnende Einstellung die von
Ihnen beobachtete Haltung der Braunbären im Torgauer Schlossgarten betreffend,
teilen wir uneingeschränkt. Verboten ist diese Art der wenig zeitgemäßen
Unterbringung aber bedauerlicherweise entgegen allen unseren Bestrebungen bisher
nicht.
Da hier auch noch die aus Sicht des
Tierschutzes völlig unzureichenden rechtlichen Vorgaben eingehalten werden, kann
dagegen auf dem Rechtswege nicht vorgegangen
werden.
Unabhängig davon ist eine artgerechte
Haltung vieler der gehaltenen Tierarten, vor allem von Exoten, in Gefangenschaft
in vielen Fällen ohnehin kaum möglich, da sie – auch wenn sie aus einer Zucht
stammen- immer noch vergleichbar hohe Lebensansprüche haben wie ihre
wildlebenden Artgenossen. So werden beispielsweise gerade Verhaltensweisen, die
für die Tiere in der Regel in der Natur die meiste Zeit in Anspruch nehmen, die
Futtersuche und das Territorialverhalten, auf wenige Minuten am Tag reduziert,
da die Tiere „befriedet“ gehalten werden. Die damit zusammenhängende auftretende
Langeweile kann bei verschiedenen Tierarten recht schnell zu Verhaltensstörungen
führen, z.B. bei Eisbären ist dies leider mehrfach dokumentiert worden. Wird die
Sozialstruktur, die Fortbewegung, das Explorationsverhalten, etc. nicht
ausreichend berücksichtigt, so sind weitere Leiden vorprogrammiert
Der Gesetzgeber hat bislang versäumt,
eine verbindliche Verordnung zu erlassen, in der zumindest die
Mindestanforderungen an eine tiergerechte Haltung geregelt sind. Lediglich das
unverbindliche und auch völlig unzureichende Gutachten zur Haltung von
Säugetieren (auch in Zoos), an dessen Erstellung im Auftrag des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der
Deutsche Tierschutzbund sachverständig vertreten war, dient den zuständigen
Behörden derzeit als Richtschnur. In wie weit selbst diese Minimalanforderungen
umgesetzt werden, liegt maßgeblich bei den zuständigen
Veterinärbehörden.
Dies, aber auch die Tatsache, dass
das Regelwerk als solches völlig unzureichend ist, macht es erforderlich, dass
es schnellstens verbessert wird. Daher kämpfen wir aktuell weiter für einen
besseren Umgang mit unseren Mitgeschöpfen auch in Zoos, zurzeit unter anderem
auch, indem wir unsere Forderungen nach Verbesserungen in dem Gremium
einbringen, das das erwähnte Säugetiergutachten
novelliert.
Abgesehen davon machen wir unseren
Standpunkt bei jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit deutlich, ebenso im
Rahmen diverser Diskussionen und Veranstaltungen mit Politikern und
Zooverantwortlichen. Wir hoffen, dass es so gelingen wird für alle in Zoos oder
ähnlichen Einrichtungen gehaltenen Tiere die dringend erforderlichen
Verbesserungen durchsetzen zu können.
Mit freundlichen
Grüßen
Im
Auftrag
Barbara Rempe, Dipl.
Biol.
Fachkoordination
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Baumschulallee 15
53115 Bonn
Fon: +49 (228) 60496-0
Fax: +49 (228) 60496-40
Wussten Sie, dass der Deutsche Tierschutzbund e.V.,
Europas älteste und größte Tier- und Naturschutzorganisation, keinerlei
öffentliche Mittel erhält? Wussten Sie, dass wir bei der Bewältigung der
vielfältigen Aufgaben ausschließlich auf Mitgliedsbeiträge und Spenden
tierliebender Menschen angewiesen sind?
Es ist gut, wenn wir für die Natur und die Tiere aktiv werden. Bloßes Mitleid hilft nicht weiter!
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